Forum Langenargen - Meinungen 2023/24

Die Folgen der Kappung von Baumkronen: (Kappung und Beschneidung sind, wie wir bei der Blutbuche erlebt haben, fließende Übergänge) (27.07.2025)

Anlass ist die Linde an der Ev.Kirche.

In vielen Fällen werden vor allem in Privatgärten Bäume gekappt, weil die Besitzer fürchten, dass ein großer Baum eine Gefahr darstellt. Im Allgemeinen kann angenommen werden, dass die Größe eines Baumes an sich keine Gefahr darstellt. Bäume haben sich seit Jahrmillionen entwickelt und – wie sich beobachten lässt – zahlreiche Taktiken entwickelt, um zu überleben und ihre Krone auch bei starker Belastung zu halten. Sind Anzeichen von erhöhter Gefahr vorhanden, können diese von gut ausgebildeten Fachleuten erkannt werden. Dann und wirklich nur dann sollte fachgerecht (!) gehandelt werden. Ansonsten wird durch Eingriffe in die Krone eine von dem Baum ausgehende Gefahr erst wahrscheinlich. An jeder Schnittstelle dringen Pilzsporen in das offene Holz des Baumes ein, die Fäulnis verursachen. Dies lässt sich mit keinem Wundverschlussmittel verhindern. Zwar sind Bäume in der Lage, im Holz Abschottungsbereiche zu bilden, in denen die Ausbreitung der Fäulnispilze gebremst wird. Das Vermögen solche Abschottungsbarrieren nimmt mit dem Alter der Jahrringe aber erheblich ab. Verhindern oder gar heilen kann der Baum diese Fäulnis bei größeren Schnittflächen jedoch in keinem Fall. Und je größer die Schnittwunde ist, desto leichter breiten sich die Fäulnispilze im Baum aus. In der Folge von Kappungen entstehen an oder unterhalb der Schnittstelle aus sogenannten „schlafenden Augen“ zahlreiche Neuaustriebe. Diese bilden oft sehr lange Triebe mit relativ großen Blättern, sogenannte „Ständer“, aus. Wie weit ein Baum zur Bildung solcher Neuaustriebe fähig ist, hängt vor allem von der Baumart, der Entwicklungsphase und der Vitalität des Baumes ab. Der Baum versucht in den nachfolgenden Jahren die verloren gegangene Laubmasse und die Krone wieder aufzubauen. Jeder Baum hat dabei die Tendenz, nach einer Kappung oder nach dem Verlust von Kronenteilen wieder eine den Lichtverhältnissen und der Baumart entsprechende Kronenform herzustellen. Ist die Regenerationsfähigkeit sehr gering, können jedoch einzelne verbliebene Kronenteile auch ganz absterben. Diese an den Schnittstellen entstandenen Triebe haben eine sehr schlechte Astanbindung. Tritt in die ehemalige Kappungsstelle auch noch Fäule ein, werden die stärker wachsenden Ständer nach einigen Jahren zu einer erheblichen Gefahr. Die schlechte Astanbindung vergrößert das Bruchrisiko. Eine Kappung vermindert daher meist keine Gefahr, sondern lässt diese häufig erst entstehen. Ein hoher Pflegeaufwand ist die Folge. Zusätzliche Gefahr kann durch die Entstehung von so genannten potentiellen „Unglücksbalken“ entstehen. An den stark gekrümmten Ständern besteht die Gefahr einer Bildung von Längsrissen, die nach Mattheck als Unglücksbalken bezeichnet werden. Durch Kappungen von Teilen der Baumkrone wird das Versorgungssystem des Baumes beeinträchtigt oder sogar zerstört. Es besteht wie bei der Entfernung von Starkästen das Risiko, dass ein Versorgungsschatten, d. h. ein Bereich, der aus dem Versorgungssystem des Baumes ausscheidet, entsteht. Je nach der Größe der Verletzung kann sich an der Schnittstelle Fäule ausbreiten und holzzersetzende Pilze können bis in das Holz eindringen. Diese Gefahr wird dadurch vergrößert, dass bei Kappungen von Starkästen oft sehr alte Jahrringzonen betroffen sind, deren Reaktion viel schwächer ist als die Reaktion von jüngeren Jahrringen. Ist der Verlust von Kronenteilen hoch, können ganze Wurzelteile absterben, da das Gleichgewicht zwischen Krone und Wurzel verloren gegangen ist. Im Folgenden besteht auch im Wurzelbereich die Gefahr, dass holzzersetzende Pilze eindringen und die Wurzel schädigen. Ein Baum verbraucht für den Wiederaufbau einer Krone und für die Abschottung der entstandenen Verletzungen hohe Energiereserven. Sterben gleichzeitig zur Kappung auch Wurzelmassen ab, kann als Spätfolge der Kappungsmaßnahme der gesamte Baum absterben. Der Baum „verhungert“. Bei Kappungen werden vorher beschattete Kronenteile plötzlich ungewohntem Sonnenlicht ausgesetzt. Vor allem bei empfindlichen Baumarten wie der Rotbuche kann dies zu starkem Sonnenbrand und zu großflächigen Rindennekrosen führen. Da große Verletzungen an Starkästen normalerweise nicht durch einen Kallus geschlossen werden, können neben den bereits erwähnten Pilzen auch andere Schädlinge wie Insekten eindringen und den Baum schädigen. Das Kappen von Bäumen ist keine fachgerechte Baumpflegemaßnahme. Es ist nicht dazu geeignet, einen Baum sicherer zu machen. Kappungen haben fast nur negative Folgen. Sie können nur als gravierender Eingriff in den Organismus und das Gesamtsystem Baum bewertet werden. Die erhofften positiven Effekten bleiben in dern Regel aus. Auch der Wunsch vieler Privatleute, weniger Blattmasse zu bekommen, wird nicht erfüllt. Innerhalb kurzer Zeit entstehen zahlreiche Neuaustriebe, die auch wieder ausreichend Blattmasse entstehen lassen. Auch die neuen „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege und Baumsanierung" (ZTV-Baumpflege 2001) bezeichnet das Kappen von Bäumen als baumzerstörend. Dass Kappungen trotzdem sehr häufig durchgeführt werden, lässt sich in vielen Fällen nur mit einem hohen Wissensdefizit nicht nur der privaten Baumeigentümer, sondern leider teilweise auch der ausführenden Firmen erklären. Durch die Kappung entstehen für den Baumbesitzer hohe Folgekosten, da der Baum zum Pflegefall wird und vorzeitig entfernt werden muss. Baumpflegemaßnahmen sollten nur von hierfür geschulten, qualifizierten Personen durchgeführt werden. Leider hat nicht jeder, der mit dem Begriff „Baumpflege“ wirbt auch tatsächlich diese Qualifikation. Literaturhinweise: Peter Klug: Kappung: Baumpflege oder Baumverstümmelung (in AFZ-Der Wald 6/2003) Claus Mattheck, Helge Breloer: Handbuch der Schadenskunde von Bäumen (Rombach Verlag, 1993) Dirk Dujesiefken: Die häufigsten Irrtümer im Umgang mit Bäumen in der Baumpflege (in Jahrbuch der Baumpflege 2001) Alex Shigo: Moderne Baumpflege (Thalackerverlag, 1994) FLL: Zusätzl. Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege und Baumsanierung (ZTV-Baumpflege 2001)



Weit wichtiger, an einem Tag machbar und weit günstiger wäre die Befreiung aus dem Steinkorsett gewesen, das jahrelang die wichtige Wasserversorgung blockierte.

Jetzt hat man das endlich begriffen und man kann nur hoffen, dass jetzt eine regelmäßige Bewässerung erfolgt.